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Susanne Isabel Bockelmann - Die Kunst von Susanne Bockelmann

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Franz Josef van der Grinten

Die Kunst von Susanne Bockelmann

Das ist eine andere Geschichte. Sie erzählt sich, aber lakonisch. Sie gibt Ergebnis preis, aber nicht gemütvoll, sondern eher spröd. Beredtheit des Schweigens. Sie spielt in einem weiten Land mit flachem Horizont und hohem wolkendurchzogenem Himmel, windgekämmt, kräftig im Aufwuchs. Eine kühle Offenheit, ein kühles Verschlossensein, im Zeittakt dessen, was einen überweht und permanent durchlüftet; alles mag sich ordnen so. Es ist die Heide, nicht die von dem Hasenund dem Igel, aber die des Fuchses, des scheuen, klugen Einzelgängers, Schelms auch; Drolerie, doch mit wieviel Skepsis.
Susanne Isabel Bockelmann: ohne Titel, Eitempera auf Leinwand, 40x40 cm, 1992
Ohne Titel
Eitempera auf Leinwand
40x40 cm, 1992
 
Aber Skepsis ist eine der konstituierenden Voraussetzungen des Mutes, wenn er denn auf Intelligenz beruht. Gebeutelt zu sein, abe den klaren Blick sich zu bewahren. Sich und anderen trauen nicht zuletzt deshalb, weil es vernünftig ist. Und ist nicht Kunst vernünftig - was setzt sie voraus in jedem Schritt, erst recht da, wo sie phantasiert? Märchenhafte Begegnungen, sie sind die ganz realen, und umgekehrt.

Die Kunst von Susanne Bockelmann ist in sich gekehrt, aber es ist nicht die Absonderung, sondern das Aufsichgestelltsein in offenem Gelände. Allseits blickend und daraus ein Werk nährend, das vielgestaltig ist in seinen Sachbereichen: der Malerei, den Farbstiftzeichnungen, der Collage, der keramischen Medaille, dem Gefäß, dem Linolschnitt, der Radierung. Vielgestaltig aber auch in der Erscheinung: klar umrissene Flächendichte und die Freiheit der Linie, die Überschneidungen dessen, was lose hängend sich biegt, die Ritzung und wie Glasur sich in sie senkt. Es ist ein freies Umgehen mit dem, was zur Hand ist, aber ein Umgehen mit festen Händen, mit einem Blick unter gerunzelten Brauen her, der doch weit geöffnet ist und gerad. Die Farben, die gemalten kontrastieren stark von Hell zu Dunkel, Leichtigkeit zu Gewichtung, kühlem zu warmen Charakter: scharfes Grün etwa zu Ocker oder Siena, dunkler Purpur zu hellem Gelb. Die Wesen, die sie malt, leben in den ihnen derart bereiteten Lebensräumen wie selbstverständlich. Sie verhalten sich farbentsprechend. In aller Bestimmtheit frei geformte Wesen, locker und impulsiv, wie es scheint ins Leben geworfen, in ein Dasein als Gegenwart, das sich nicht erklärt, sondern rätselhaft bleibt wie aller Impuls, den man wahrnimmt, ohne ihn selbst zu vollziehen. Sie sind bei sich, mit der Natürlichkeit, die aus einer so unmittelbaren Geburt resultiert. Ein fruchtbares Hervorbringen, variantenreich. Organisch aus den organisch unversteiften Bewegungen, die es auslösen und begleiten, wach, aber auch sich selbst gegenüber vorbehaltlos und neugierig. Es ist keine artenreiche Menagerie, aber die jeweilige Spezies ist ins Individuelle differenziert. Eine Fruchtbarkeit aber auch aus Ökonomik.

Die Linolschnitte etwa, die großen vor allem, erhalten den Linienreichtum und die Flächenballung, die ihnen zukommt, und alles, was dem Gesamtumfang weichen müßte, bietet Raum für kleinere und kleinste Figurationen. Es ist ein phantasiereiches Zeichnen mit dem Messer, ganz vom unmittelbaren Duktus bestimmt. Die Eigenstimme der Wesen, die so entstehen, mag der Schöpferin selbst, wenn sie denn erstmals sich wahrzunehmen gibt, als eine neue, bisher ungehörte erscheinen.

Es ist die schweigende Kreatur, die zu uns spricht, selbst in den Menschen, die wir sehen, schweigt sie. Aber wir sehen sie leben und erleben das Rätsel, das das Leben ist, wenn es sich nicht erklärend kommentiert. Geschichten, nicht als literarische - Geschichten als Geschehnisse, wie sie geschehen und wie wir sie nicht wahrnehmen, weil wir nicht acht auf sie haben. Rätsel, denen wir begegnen, wären einfach, wäre nicht alles Rätsel in uns selbst. Lakonisch erzählt, wortlos beredt bieten uns die Bilder von Susanne Bockelmann unsere eigenen Geschichten, so besonders wie allgemein. Und siehe: stets, obwohl sie uns vertraut sein dürfte, ist es eine andere Geschichte doch.

Rede von Franz Josef van der Grinten anläßlich der Ausstellung "Füchse und andere Wesen" in St. Georgen, Frankfurt am Main, teilweise veröffentlicht in der Zeitschrift "alte und neue Kunst", Band 42/2004, herausgegeben vom Verein für Christliche Kunst der Kirchenprovinz Paderborn e.V., Paderborn, Erfurt, Fulda, Magdeburg.

Seitenanfang 27. Februar 2005 © Susanne Isabel Bockelmann